Hallo ihr Lieben,

zu den Osterfeiertagen wollten wir uns auch einmal wieder melden. Zuallererst natürlich Frohe Ostern an alle!

Wir alle feiern Ostern ein wenig anders, deshalb wollten wir euch mal erzählen, wie traditionelle Ostern bei uns im Hochtal Wildschönau gefeiert werden.

Ostern besteht ja nicht nur aus einem Tag. Bei uns geht es am Palmsonntag so richtig los. Wir sind ja noch sehr traditionsbewusst – und die meisten Traditionen hängen mit der Kirche zusammen. Bei der Palmprozession geht der Wettkampf bei den Jungs los: Denn wer schafft die längste Palmstange? Die Mädels haben „Palmbuschen“ die oft auch mit Palmbrezeln geschmückt sind. Alma und ich hatten keine Palmbrezeln und keine Stange – aber wir sind ja nicht so groß und stark. Die Jungs haben da teilweise meterlange Stangen die es zu bändigen gilt. Aber es geht ja immerhin um die Ehre. Die Stangen und Buschen werden dann gesegnet und nach der Prozession wird zusammengesessen und gefeiert.

Im Verlauf der Osterwoche gibt es dann noch weitere Bräuche und Aberglauben:

Die am Gründonnerstag gesäten Kräuter und Pflanzen gelten als widerstandsfähiger und Heilkräuter bekommen besonders starke Heilkraft. Eier, die am Gründonnerstag gelegt werden, bringen Glück und sollen länger frisch bleiben. Zudem schützen sie Haus und Hof vor Blitzschlag. Auf keinen Fall soll Wäsche aufgehängt werden, denn dann drohen Todesfälle in der Familie. Bei uns wird am Gründonnerstag ganz traditionell immer Spinat mit Kartoffeln und Spiegelei gekocht.

Am Karfreitag, dem Tag der Kreuzigung Jesu, ist Vorsicht bei Geschäften und Erledigungen angebracht. Gleichzeitig ist es ein Tag des Frühlingsanfangs, an dem alles, was gesät wird, prächtig gedeihen wird. Außerdem ist eine Reinigung des Hauses an diesem Tag besonders wirkungsvoll. Auch herrscht der Glaube, dass selig wird, wer am Karfreitag stirbt. Bei uns ist der Karfreitag auch noch wirklich ein Fasttag, also Finger weg von Fleisch oder Alkohol.

Am Karsamstag, dem Tag der Vorbereitungen für die Osterfeiertage, verhelfen das Säen von Erbsen und das Heben von schweren Gegenständen zu besonderer Kraft.

Und dann sind wir schon am Ostersonntag. Ganz klar, auch das Osterei gehört bei uns dazu. Die hartgekochten Eier werden bemalt oder gefärbt und finden den Weg in unsere „Osterweihe“ – dazu gibt’s später noch mehr. Wir blasen auch Eier aus – die werden schön verziert und an Ostersträuche gehängt. Aber wer von euch weiß, warum es gerade Eier sind? Wir haben die Antwort: Bereits im alten Ägypten, Persien, Griechenland und Rom wurde der Frühlingsbeginn mit gefärbten Eiern gefeiert. Seit frühchristlicher Zeit gilt das Ei als Sinnbild des Lebens und der Auferstehung - etwas scheinbar Totes birgt neues Leben in sich. So ist das Ei ein Sinnbild der Unsterblichkeit.

Eine lustige Tradition bei uns ist das „Eierpecken“. Natürlich muss man die Ostereier am Ostersonntag erst einmal finden. Dann sucht sich jeder ein Ei aus und versucht, dem Ei des anderen mit einem Schlag eine Delle zu verpassen. Gewonnen hat, wer am Ende noch ein intaktes Ei hat.

An Ostern lassen wir es uns auch kulinarisch gut gehen. Zum Ende der Fastenzeit wird geschlemmt: Ein Osterlamm, Osterschinken, ein „Zopfbrot“ (Hefeteiggebäck). Alle Leckereien werden in der Osterweihe, einem Korb, zur Osternacht oder am Ostersonntag zur Speisenweihe getragen um gesegnet zu werden. Denn mit dem Segen Gottes schmeckt es gleich noch viel besser.

Bei uns schenkt üblicherweise an Ostern auch der Taufpate seinem Patenkind ein „Gotlpack“. Dazu gehörte immer ein Gebildbrot in Form eines Tieres, meistens ein Hase oder eine Henne.

Alma und ich hoffen, wir konnten euch einen kleinen Einblick in traditionelle Wildschönauer Ostern geben.
Genießt die Feiertage und nochmals Frohe Ostern an alle.

Eure Alma & Sturmi